Gemeindepartnerschaft mit Connantre - vive le jumelage!
Nachdem im Jahr 1963 der durch Charles de Gaulle und Konrad Adenauer unterzeichnete Élysées-Vertrag einen Schlussstrich unter die „Erbfeindschaft“ zwischen Deutschland und Frankreich zog, wurde der Gedanke der Völkerverständigung schon früh ins kommunale Leben der Gemeinde Holzmaden eingepflanzt. Bereits Anfang der 1970er-Jahre haben Partnerschaftspioniere wie Bürgermeister Otto Vogt, Ernst Linsenmayer, Theodor Kneile und Dieter Rau sich für die Beziehung zu dem in der Champagne liegenden Dorf Connantre ausgesprochen. Als erste Gruppe führte Adolf Maier, Gemeinderat und Jugendtrainer, 1972 die A-Jugend des TSV Holzmaden nach Connantre. Im selben Jahr empfing die Freiwillige Feuerwehr unter ihrem Kommandanten Erwin Münsinger die Feuerwehr der Connantrats zum 100-jährigen Feuwehrjubiläum in der Urweltgemeinde. Mit ein Grund für die Wahl der im Departement Marne (51) liegenden Gemeinde war der Umstand, dass die Landmaschinenfabrik Rau aus der Holzmadener Au ihren französischen Auslandsstandort in Connantre hatte.
Neben dem TSV Holzmaden und der Feuerwehr brachte sich auch der Musikverein Holzmaden früh und aktiv in die Partnerschaft ein. Die Holzmadener Blaskapelle erfreute die Franzosen mit ihrer Musik und bei einem Gegenbesuch spielte die Kapelle "La Fraternelle" in Holzmaden auf. Es fanden viele Freundschaftstreffen statt, auch solche privater Natur. Dreimal spielte die Holzmadener Tanzkapelle Midnight Special in Connantre live zum Tanz und ohne Honorar auf. Unvergessen sind ebenso die schönen Feste auf dem Freizeitgelände am See in Connantre. Etwas Besonderes war die große Zuckerfabrik "Beghin Say" in Connantre, in der öfters Betriebsführungen für deutsche Gäste stattfanden.
Auf Holzmadener Seite war man immer wieder von der freundlichen Aufnahme in Connantre überrascht. Meistens waren Sprachbarrierren nicht hinderlich, sondern das Salz in der Suppe. Sehr erfeut waren die Gäste über den hohen Stellenwert der Kulinarik bei ihren französischen Gastgebern, die stets Bestes aus Küche und Keller bereit hielten. Ein ständiger Begleiter war der Champagner, ob zum Menü oder bei Empfängen. Zum Grundprinzip des Austauschs gehörte immer die Unterbringung der Gäste in Privatquartieren. In beiden Gemeinden fanden auch etliche junge Leute für längere Zeit Aufnahme in Privathaushalten, um Land und Leute sowie die Sprache des anderen kennen zu lernen.
Mit Gedenkveranstaltungen auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Connantre gedachten Delegationen beider Kommunen den Kriegsopfern. Eine besondere Geste war die Aufstellung des Kilometersteins in Connantre 1986 durch den Holzmadener Gemeinderat, der mit einer Kilometerangabe auf das Partnerdorf hinweist. Ende der 1980er-Jahre bereicherten Motorradfahrer aus beiden Gemeinden das Geschehen.
Im Jahr 1990 ging die 18-jährige "Verlobungszeit" schließlich in eine offizielle Partnerschaft über. Bürgermeister Jürgen Berner und "Maire" Antoine Subtil unterzeichneten feierlich die Verschwisterungsurkunde. In Holzmaden sowie über dem Rhein wurde der festliche Anlass gebührend gefeiert. Eine extra herausgegebene "Jumelage Zeitung" dokumentierte die festlichen Ereignisse samt Partnerschaftsball in Holzmaden und dem unvergessenen Mechoui-Essen in Connantre.
In beiden Gemeinde wurden nun Partnerschaftskomitees gegründet, die sich des Themas vertieft annahmen. Die Bürgermeister Jürgen Berner, Jürgen Riehle, Susanne Irion und Florian Schepp - allesamt überzeugte Förderer der Partnerschaft - waren stets die Vorsitzenden des Gremiums, jedoch hatte in den 1990er-Jahren Roland Althausse diese Position längere Zeit inne.
Auch sonst setzte eine spürbare Belebung des Geschehens durch die nun offizielle Partnerschaft ein. Man traf sich zum Spiel ohne Grenzen, besuchte die Weinlese in der Champagne, bot in Connantre auf einem Fest schwäbische Spezialitäten wie Rote und Schupfnudelpfanne an oder traf sich zum "Treffen auf halber Strecke". Hierbei konnte - häufig im elsässischen Mittelhausen - im geselligen Rahmen das jährliche Partnerschaftsprogramm besprochen und festgezurrt werden. Zudem wurden, für alle gut sichtbar, in beiden Kommunen Ortseingangstafeln mit Hinweisen auf die Jumelage aufgestellt.
Auch der jährliche Schüleraustausch zwischen den Grundschulen wurde ins Leben gerufen, eine freiwillige Aktivität, die im Land höchst selten anzutreffen ist. Zudem fanden mehrmals Fußballspiele zwischen dem TSV und der Entente Sportive Connantre-Corroy (ESCC) statt. Im Rathauskeller gab es für Partnerschaftsaktivisten französische Sprachkurse, die stark frequentiert waren. Die Holzmadener Motorradfahrer boten interessante Ausfahrten an, wobei man sich mit den französischen Motos auch mal in den Vogesen traf und sogar übernachtete. "Carlo", langjähriger Inhaber eines Bistros in Connantre und Busfahrer der Gemeinde, war oft Gastgeber der Motorradfahrer. Als beliebtester Programmpunkt jedoch zeigte sich die Champagnertheke auf dem Holzmadener Bätscherfest, die sich stets als Publikumsmagnet erwies.
Völlig neue Formate wurden von Dr. Friedrich Fink initiiert und organisiert: Im Jahr 1998 führte der Partnerschaftslauf rund 50 Läufer in Etappen nonstop von Holzmaden nach Connantre. Und im Jahr 2000 fand die Partnerschaftsradour statt, an der über 40 Radlerinnen und Radler zehn Tage von Connantre nach Holzmaden unterwegs waren.
Zum gewohnten Programmangebot zählen die Partnerschaftstreffen, die im jährlichen Wechsel in der Urweltgemeinde oder in Connantre stattfinden. Hierfür wird ein "Bürgerbus" von der Gemeinde Holzmaden öffentlich ausgeschrieben, sodass allen Interessierten die Teilnahme offen steht. Bei diesen Treffen wird zumeist ein Boule-Turnier und ein Ausflug in die nähere Umgebung durchgeführt. Erfreulich ist auch, dass sich in den letzten Jahren vermehrt eine kleine Gruppe von Jugendlichen und jungen Erwachsenen zum Austausch getroffen haben.
Nach 50 Jahren Freundschaft und intensivem Austausch mit Connantre sind aus der Anfangszeit die "Alt-Aktivisten" Ursel Bauer, Martin Burkhardt, Herbert Kirschmann, Werner Kneile, Annerose und Hans Schumann sowie Rainer Stephan immer noch mit von der Partie.
Holzmaden und Connantre können stolz auf die Partnerschaft und das Geleistete sein. Und wir dürfen hoffnungsvoll in die Zukunft blicken, wobei klar ist, dass eine jüngere Generation nachwachsen muss, um Verantwortung zu übernehmen. Die Fortführung der guten Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern das Weitergeben der Glut: "Treten Sie ein für die Völkerverständigung und machen Sie mit bei der Gemeindepartnerschaft!"